Ausdrucken. Aufhängen. Erinnern.

Das Gute an Umzügen ist ja, dass man endlich mal wieder die Chance hat, sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen. Wann ist nochmal dieses Foto entstanden? Wer hat mir denn noch dieses scheußliche Ding geschenkt? (Die Rede ist von einer tönernden Glocke, bemalt mit ein paar Baummotiven…).
Was kann ich endlich mal wegschmeißen? Brauche ich die schon recht klein gespitzten Buntstifte noch? Sollte ich wirklich die Kontoauszüge von 1999 bis 2001 auch noch die nächsten Jahre archivieren? Und was ist mit den vielen leeren CD-Hüllen, die beim – Achtung, Kalauer! – „Verbrennen“ von CDs übrig geblieben sind?
Andererseits findet man Dinge, von denen man glaubte, dass sie längst verschollen auf einer Müllhalde am Rande der Stadt liegen. Die mittlerweile stark angestaubten Jonglierbälle finden sich wieder, der immer noch wunderbar funktionierende Walkman taucht aus den dunkelsten Ecken wieder auf und man fragt sich, ob man wirklich jemals noch einmal die alten Kassetten, die man in der Schulzeit in stundenlanger Kleinstarbeit mit viel Liebe aufgenommen hatte, hören wird.
Doch die größte Herausforderung im Leben einer jungen Frau, ja noch würde ich mich als eine solche bezeichnen, ist die Räumung des Kleiderschranks. Ein Graus. Jedes ausleihernde T-Shirt wird zu einem Sport-Shirt, so dass ich eigentlich stündlich das Shirt wechseln kann, alte Slips werden nicht etwa gleich in den Müll geworfen – nein, die sind doch noch gut für die besonderen Tage…
Nein. Ich werde stark sein. Und eine liebe Freundin wird mir helfen! Aufpassen, dass ich ja nicht zu viel behalte, sondern alles schön in die große Tüte wandert. Und unter Aufsicht wird diese dann entsorgt. Jawohl. Und gleich werde ich mir auch diesen Artikel ausdrucken. Wie trenne ich mich von meinem Lieblingshemd. Empfohlene Dosis für alle Betroffenen: Dreimal täglich lesen. Immer und immer wieder. Bis es endlich klappt. Mit der Trennung.

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