LESEN: Bravo

Auf meinem Schreibtisch liegt es: Das Blatt, welches mich durch meine Jugend begleitete. Für das man sich jeden Donnerstag aufs Fahrrad setzte und zum Zeitungskiosk fuhr. Heute sieht sie ganz anders aus. Irgendwie. Viel mehr C-Stars wie Superstar Alexander („Seine Freunde packen aus“), Pop-Püppchen Jeanette („Feier mit deinen Stars in Europa-Park“) und anderen gecasteten Persönchen. Die klassischen Poster (u.a. der wilde Brad) und der große Schock: Daniel hört bei Harry Potter auf. Wurde das Blatt eigentlich schon immer auf diesem billigen Papier gedruckt? Und dann diese Sprache: ‚Melvin rechnete sich keine Chancen bei seinem Traumgirl aus – doch nach zwei Monaten schickte er ihr eine Love-SMS‘. Ich habe noch nie von meinem Traumboy gesprochen, geschweige denn eine Love-SMS verschickt. Mach ich da was falsch? Und auch die Bravo entdeckt irgendwann den Sex-and-the-City-Wahn, auch wenn er mittlerweile keiner mehr ist: Mit den besten Sprüchen und den coolsten Promi-Zitaten. Zum Glück sind die Probleme der ‚Kids‘ wenigstens gleich geblieben: Von ‚Wir hatten kein Kondom dabei‘ über ‚Ich möchte nicht mehr rot werden‘ bis hin zu ‚Hilfe, meine Vorhaut ist zu eng‘. Und so schafft es das gute Blatt, dass man sich dann doch nicht allzu alt fühlt. Trotz eigentümlicher Sprache und Geschmack.

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